Auri, spannende Tage mit einer Eule

Auri, das Eulenkind (2018)

Junge Eulen, genauer: Waldkauze, sind natürlich immer eine Augenweide. Soooo was süsses findet man kaum ein zweites Mal. Diese grauen Flauschkugeln mit den dunklen Knopfaugen. Wer kann denen schon wiederstehen? Und wenn so ein Tierchen hilflos am Boden sitzt und einen mit den grossen Augen zuzwinkert, dann kann man es kaum sitzen lassen…

Nun, was viele Leute nicht wissen: diese jungen Eulen sind grandiose Kletterer! Und es ist absolut normal, dass sie schon sehr jung das Nest (meist eine Baumhöhle) verlassen und auf den umliegenden Bäumen herumklettern. Ab und zu macht es mal plumps und das Tierchen ist am Boden. Schlimm? Nein. Sie laufen zum nächsten dicken Baum, die Füsse werden in den Baum gerammt, Flügel ausgebreitet, fleissig geflattert und schon ist das Tier am Stamm und kraxelt hoch! Wer es nicht glaubt? Auf Youtube gibt es tolle Videos. Hier zum Beispiel eines (klick)

Also, eine junge Eule am Boden ist halt nur insofern ein Problem, wenn sie die Gefahren nicht einschätzen kann und halt gemütlich da rumsitzt – anstatt sich wieder auf dem Baum in Sicherheit zu bringen. Wie kann man helfen? Eulchen nehmen und auf einen dicken Ast setzen.

Klar, wenn nun natürlich das kleine Dummerchen an einem Ort sitzt, wo ständig Menschen und Hunde rumrennen, vielleicht eine Katze oder Krähen den kleinen Flauschi schon entdeckt haben, dann wird’s gefährlich und ab und zu macht es dann wirklich Sinn, den Kleinen einzupacken und mir zu bringen. 

So ein Fall war Auri. Die ersten Tage wurde ich nur angefaucht, dann hats verstanden: Mama sieht plötzlich seltsam aus aber immerhin, das seltsame Wesen gibt mir Futter.

Erst hatte es keinen Namen. Da es der erste Pflegling des Jahres war, war klar, A sollte es ein. Aber welcher Name? Ich sass da, hatte das Tierchen neben mir, auf youtube lief eine Playlist Musik, ein schönes Lied, was ich gar nicht kannte. Hä, was ist das? Was für eine Gruppe? Die Gruppe heisst Auri. Und es steht niemand anderes dahinter als Tuomas Holopainen, der Leader der Metalgruppe Nightwish, die ich absolut genial finde. Nun gut, das Eulchen sollte also Auri heissen.

    

Auri entwickelte sich prächtig. Erst sass es in der Hundebox am Boden. Dann auf dem Ast in der Hundebox. Dann fand es die Hundeboxe blöd. Es sass in der Stube. Auf dem Teppich. Auf dem Stuhl. Auf dem Hund. Auf dem Sofa. Auf der Lampe. Und: NICHT auf dem Blumentopf, denn der hielt nicht und knallte eines Nachts, gegen Mitternacht, nach dem missglückten Landeversuch von Auri, den ich aus den Augenwinkeln gerade noch beobachtete aber nicht mehr verhindern konnte, scheppernd zu Boden. Eine irritierte Pflanze, Scherben und eine sehr verdatterte Eule sassen nun also nebeneinander auf dem Teppich, inmitten eines Erdhaufens und kritisch beäugt von meinem Border-Collie Nupri, dessen Blick, an mich gewandt ganz klar sagte: He, ICH war’s also nicht!! Hab mit dem Chaos nichts zu tun... 

Eulchen’s und meine Vorstellungen der Wohnungseinrichtung waren also durchaus unterschiedlich. Wir fanden Kompromisse und weitere scheppernde Bagatellen fanden nicht mehr statt. Auri lernte auf den Handschuh zu fliegen, danach lernte es Mäuse zu jagen. Tote Mäuse, mit Schnur ums Hinterbein, über den Teppich im Wohnzimmer gezogen… Ok, nicht jedermanns Sache. Auri hatte Spass. Der Hund auch. Auri fing Maus, Hund fing Auri. Ich fing den Hund. So schloss sich der Kreis… Nein, natürlich nicht. Nupri, mein Border Collie, ist seltsame Vögel gewöhnt und sehr tolerant.

Irgendwann musste Auri dann aber doch in die Aussenvoliere. Dort war es die ersten Tage noch sehr zugewandt, flog auch auf den Handschuh. Doch als es den Falkner zum ersten Mal sah, wurde es wild. Und das war gut so. Mir vertraute es nach wie vor, war aber nicht mehr zutraulich. Und so kam es, dass es eines Tages in die Freiheit durfte und ich denke, es hat gute Chancen!

Alles Gute, Auri, kleine Eule. Es war eine wunderbare Zeit mit Dir.